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DIE WEIHNACHTSFLUT 1717

Sturmfluten haben im Leben der Küstenbewohner, beson-

ders aber der Insulaner, seit jeher eine wichtige Rolle

gespielt. Vor 300 Jahren brach am Heiligabend und 1.

Weihnachtstag eine der schwersten Flutkatastrophen über

die deutsche Nordseeküste herein und kostete vielen

Menschen das Leben. Allein in Ostfriesland waren es

2.768.

Mit ungeheurer Wucht durchbrachen damals gewaltige

Wassermassen die Deiche des gesamten Marschengürtels

des Festlandes bis an den Rand der höher gelegenen

Geest. Historisch verbürgt sind eine Reihe von interessan-

ten Ereignissen rund um die Weinachtsflut.

Im Wangerland konnte sich eine 5-köpfige Familie auf einen

Strohhaufen retten und mit diesem, als er zu treiben

begann, über eine Strecke von mehr als 20 km den Rand

der trockenen Geest erreichen.

Im Harlingerland trieben mehrere Schiffe durch den gebro-

chenen Deich 15 km landein-wärts.

An der Leybucht hoben die Fluten mehrere Dächer von

sogenannten DRIEVHUSEN ab und verdrifteten sie samt

Bewohnern ebenfalls an den Rand der Geest. Diese ein-

stöckige Hausbauweise, bei der die gesamte

Dachbodenfläche samt Balken von dem darunter liegenden

Mauerwerk gelöst werden konnte und dann eine Art

schwimmfähiges Floß bildete, war überall an der Küste und

auf den Inseln verbreitet. Auf Spiekeroog stehen heute noch

3 DRIEVHUSEN.

Auf der seit 1651 zweigeteilten Insel Juist gab es 1717

zwei Ortsteile: das Loog- und das Billdorf jeweils mit eige-

nen Gotteshäusern. In der kleinen Hauptkirche an der Bill

hielt der damalige Pastor Laurent Altmanns (seine

Nachkommen in 10. Generation leben heute noch auf Juist)

den Weihnachtsgottesdienst. Als die Loog-Bewohner, die

sich rechtzeitig auf den beschwerlichen Marsch zur Bill