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ADVENT

Es treibt der Wind im Winterwalde

die Flockenherde wie ein Hirt,

und manche Tanne ahnt wie balde

sie fromm und lichterheilig wird,

und lauscht hinaus. Den weißen Wegen

streckt sie die Zweige hin – bereit

und wehrt dem Wind und wächst entgegen

der einen Nacht der Herrlichkeit

Rainer Maria Rilke

WEIHNACHTEN

Markt und Straßen stehn verlassen,

still erleuchtet jedes Haus,

sinnend geh ich durch die Gassen

alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen

buntes Spielzeug fromm geschmückt,

tausend Kindlein stehn und schauen

sind so wundersam beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern

bis hinaus ins weite Feld,

hehres Glänzen, heilges Schauern

wie so weit und still die Welt.

Sterne hoch die Kreise schlingen,

aus des Schnees Einsamkeit

steigt’s wie wunderbares Singen:

Oh du gnadenreiche Zeit.

Joseph Freiherr von Eichendorff