Seite 72 - Strandlooper2013

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ner Platten gelang. Mit einem Anlegeöl klebte man hauch-
dünne Blattgoldfolien auf die Scheiben, die nach dem
Trocknen einen Schutzüberzug aus Binderweiß erhielten.
Als nächster Arbeitsgang stand das Zuschneiden der
Glasstücke an. Natürlich mussten Lehrer und Schüler die
Handhabung eines Glasschneiders erst einmal lernen, aber
schon nach kurzer Zeit gelang die Herstellung der typi-
schen Mosaiksteine, die man nach Farben sortiert in
Pappkästen lagerte.
Jetzt begann die Hauptarbeit: Das Mosaiklegen. In jeden
Holzrahmen, der am Boden das aufgeklebte
Pergamentblatt mit den jeweiligen gezeichneten Bilddetails
trug, mussten die entsprechenden Glasteile eingepasst
werden. Nach der 1. Qualitätskontrolle durch Herrn
Gentzsch konnten die Glasstücke einzeln, mit der unbe-
schichteten Seite auf das Pergamentblatt aufgeklebt wer-
den. Nach der 2. Kontrolle erfolgte dann das Ausgießen der
Form mit flüssigem Gips. In den noch weichen Brei wurden
nun verzinkte Eisendrähte zur Stabilisierung der Platte ein-
gedrückt, und zwar je drei Stück waagerecht und senk-
recht. Nach ca. 30 Minuten konnte das Pergamentpapier
abgezogen werden, einige Tage später war das Bilddetail
komplett
durchgetrocknet
und
bereit
zur
Weiterverarbeitung. So entstand Platte für Platte – insge-
samt 60 – bei ca. 36.000 verbrauchten Einzel-Glasstücken.
1959/60 arbeiteten 12 Schüler an dem Projekt, 1960/61
schrumpfte die Zahl auf 8. Ostern 1961 war das Kunstwerk
endlich fertig. Es landete aber zunächst auf dem
Dachboden der Schule, wo es seinen Feinschliff erhielt und
erstmalig zusammengefügt wurde. Nun war die große
Frage, wie es weitergehen sollte. Die Inselgemeinde hatte
inzwischen zwar das Geld für den Brennofen gezahlt und
damit das Mosaik erworben. Auch das Landes-Kirchenamt
war nach einer Begutachtung voll des Lobes und einver-
standen mit dem Einbau in die neue Inselkirche. Doch deren
Bau verzögerte sich, sodass der Einweihungsgottesdienst
erst am 12.Juli 1964 stattfinden konnte. Seitdem
beherrscht PETRI FISCHZUG die Wand hinter dem Altar und
beeindruckt immer wieder Insulaner und Gäste. Von man-
chen der damals mittätigen Schüler gab es Jahre später
immer wieder Berichte über die gemeinschaftsbildende
Kraft der Projektarbeit, und viele sind heute noch stolz,
daran mitgearbeitet zu haben.
Text und Foto: Hans Kolde
Quelle: Aufzeichnungen von H. Gentzsch und P. Perrey