Seite 124 - sommer-2011

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VON BAKEN UND BLÜSEN (3)
OFFENE LEUCHTFEUER
Bereits im 14. Jahrhundert errichtete man an den
Großschifffahrtswegen entlang der niederländischen Küste
und zur Sicherung der Ostseestrecke von Lübeck bis
Danzig neben Seetürmen, Baken und Betonnungen auch
offene Leuchtfeuer als Nachtseezeichen. Diese anfänglich
noch recht primitiven Anlagen bestanden in der Regel aus
einem Balkengerüst oder einem steinernen Sockel, auf
dem in einer Metallpfanne Holz, Torf oder Stroh brannte.
Feuer dieser Art waren bei gutsichtigem Wetter aber kaum
weiter als 4 bis 5 Km zu sehen und natürlich stark wetter-
abhängig. Doch bereits im 16. Jahrhundert entstanden die
ersten Kohlefeuer, Blüsen genannt, deren Reichweite
immerhin schon 10 bis 20 Km betrug und die erheblich
länger brannten. Überliefert sind u. a. auch Abbildungen
von eisernen Feuerkörben, die man an Balkengerüsten
hochzog.
In der Deutschen Bucht begann die Errichtung von offenen
Leuchtfeuern erst relativ spät. 1630 ging die Helgoländer
Kohlenblüse in Betrieb, der dann ähnliche Feuer auf
Wangerooge (1631), Neuwerk (1644) und Borkum (1780)
folgten.
Zwei Jahrhunderte lang beherrschten die offenen
Kohlenblüsen das Leuchtfeuerwesen West- und
Nordeuropas,
obwohl
die
Mängel
dieses
Beleuchtungssystems bekannt waren: Durch kräftige Winde
wurden die Flammen oftmals seitwärts geblasen, wodurch
die Leuchtintensität stark schwankte. Um diesem Übel
abzuhelfen, schützte man das Feuer z. B. auf den Scilly-
Inseln in Südwestengland 1680 mit einer Glaswand. 1775
umbaute der Engländer Smeaton die gesamte Kohlenblüse
mit einer laternenähnlichen, verglasten Haube, die das
Feuer nun endlich ruhiger brennen ließ. Allerdings ver-
schmutzten die Scheiben ständig durch den Ruß, obwohl
man die Laterne oben mit einem Rauchabzug versah und,
wie bei einer Schmiedeesse, durch einen Luftzug von unten
eine Möglichkeit zur Helligkeitssteuerung schuf.