Seite 116 - sommer-2011

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wartend, auch dann bist Du schön in Deiner eisigen
Einsamkeit, mein Töwerland.“
Martin Luserke, Gründer der Schule am Meer auf Juist,
Pädagoge, Dichter, Theatermann sah das Töwerland so:
„Juist, die verwunschene Insel, das klingt gewiss nach
einem romantischen Slogan, dass aber Meer und Watt so
eindringlich stets zugleich erlebt werden können, das
wurde zu einer höchst realen Grundlage einer Erfahrung.
Bei Nebel geschah es mehr als einmal und trotz Tageshelle,
dass einer, der vom Geräusch der Brandung geleitet ging
und an das Wasser zu kommen meinte, plötzlich auf die
Südhänge der ersten Dünen stieß. Verzaubert ist diese
Gegend, sagte man unwillkürlich, wenn man umgekehrt
vom Tosen der See wegstrebte und plötzlich der Brandung
gegenüberstand. Am Strand und auch auf See kann diese
Verzauberung durch den Nebel erlebt werden. Der Schall
verfängt sich zwischen den Wänden unterschiedlich dichter
Luftschichten und macht orientierungslos. Auf Juist wirkte
diese Erscheinung immer dann, wenn der Strand am Ende
der Saison verödet war, besonders unheimlich.
Zum Schluss noch ein Erlebnis, das mich am stärksten
drängt, von Juist als dem Töwerland zu reden. Auslöser war
die Sonne. Bei klarem Wetter strahlte sie in der staubfreien
Luft und ließ auf den bei Niedrigwasser spiegelnden
Wattflächen abenteuerliche Bilder entstehen. Da schwebte
die Festlandsküste plötzlich in flirrendem Licht mit völlig
veränderten Konturen über dem Horizont, während Schiffe,
die auf dem Tiefwasserweg nach Norderney fuhren, eben-
falls als Luftspiegelungen wie magische Gebilde aus einer
anderen Welt erschienen. Immer wieder hat Juist, die Insel
am Rand der bewohnbaren Welt, auf mich im besonderen
Sinne verzaubernd gewirkt.“
Oftmals meterhoch türmen sich im Winter die Eisbarrieren am
Strand