Seite 115 - sommer-2011

Basic HTML-Version

milde Lüfte erwachen, viele tausend herrliche Blumen ihr
Antlitz der lebenspendenden Sonne zukehren, die kleinen
Sänger in Bruch und Ried ihre Lenzlieder hinausjauchzen
und das Watt widerhallt von den vielstimmigen Rufen der
großen und kleinen Wat- und Schwimmvögel.
Ist der Frühlingsflor gewichen und hat den Kindern des
Sommers in schier unübersehbarer Fülle Platz gemacht,
kleiden sich Dünentäler und Weiden in die prächtigsten
Farben vom tiefsten Blau, Rot, Gelb bis zum blendenden
Weiß, erfüllt berauschender Duft die Luft, benetzen die leise
atmenden blaugrünen Wellen hinter den weißen
Stranddünen im strahlenden Schimmer des azurblauen
Himmels den endlosen Strand. Dann empfindet selbst der
im Daseinskampf abgestumpfte Mensch etwas von dem
Zauber des Insellandes.
Kommt dann der Herbst mit seinen wilden Stürmen, die das
Meer aufwühlen, als wäre es ein brodelnder Hexenkessel,
donnert die ungestüme Brandung, deren Gipfel sich krönen
mit blasigem Schaum, vernichtend gegen die von wirbeln-
dem Sand rauchenden Dünen. Ist der reiche Blütenflor
erloschen und dringen zahllose Wandervögel dem warmen
Süden zu, dann beschleicht das Menschenherz sehn-
suchtsvolle Traurigkeit.
Wenn danach der Winter mit glänzendem Schnee das graue
Gesträuch und die fantastischen Formen der Dünen milde
einhüllt, ihnen das Gepräge einer grotesken Gebirgswelt
verleihend, wenn Watt und Meer im Wechsel der Gezeiten
hin- und herwogende Eismassen knirschend und krachend
zu Hügeln aufhäuft, als befinde man sich in einer
Polarlandschaft, an eisfreien Stellen sich den arktischen
Gebieten entflohene Taucher, Gänse, Enten und Watvögel in
Massen sammeln, auf die Wiederkehr freundlicher Tage
Zauberhafte Natur rings um den Hammersee