Seite 107 - sommer-2011

Basic HTML-Version

Inselgeschichten
JUIST – TÖWERLAND, VERSUCH EINER
NAMENSDEUTUNG
Zwei Namen hat unsere Insel seit vielen Jahren: Juist und
Töwerland. Während der erste vom friesischen güst =
unfruchtbar, trocken abzuleiten ist, heißt „Töwer“ in der
alten Sprache Zauber. Töwerland also Zauberland. Die
Übersetzungen finden wir im „Oostfreeske Woordenbook“
von Dr. Jürgen Byl und im „Oosfreeske Nakieksel“ von Adolf
Sanders. Um beide Namen rankt sich viel Geheimnisvolles,
das jedoch ohne Kenntnis historischer und ethnischer
Zusammenhänge schwer durchschaubar ist. Werfen wir
deshalb zunächst einen Blick in die Vergangenheit.
Das schlanke, früher ca. 14 Km, heute dagegen 17 Km
lange und zwischen 500 und 700 Meter breite Eiland ist
ursprünglich als Sandbank auf alten nacheiszeitlichen
Festlandsresten entstanden und somit eine Schöpfung von
Wasser und Wind. Von der Struktur her hat es die eigen-
willigste Form von allen Ost- und Westfriesischen
Sandinseln. Heute finden wir weitgehend begrünte Dünen,
Büsche, Bäume und wattseitig vorgelagerte Salzwiesen auf
Juist. Das war in früheren Jahrhunderten anders. Kärglicher
Pflanzenbewuchs und die weiße Farbe des ständig stäuben-
den Sandes beherrschten das Landschaftsbild. Der Boden
war trocken, wenig fruchtbar – güst!
Die erdgeschichtliche Bühne betritt Juist übrigens erstmalig
im Jahr 1398 durch Nennung in einem amtlichen
Dokument. Wir können aber davon ausgehen, dass die
Besiedlung der Insel bereits früher begann. Die erste
Kirche, von der wir in einem alten niederländischen
Segelhandbuch aus dem Jahr 1545 erfahren, dürfte sicher-
lich zur Regierungszeit von Graf Ulrich Cirksena um 1450
Eingebettet in die geheimnisvolle Welt der Watten und Sände liegt
das Töwerland