TÖWERN HEISST ZAUBERN
Es ließ sich nicht anders einrichten – ich bin für nur einen
Tag nach Juist gefahren. Eine Tagestour zur Insel
Norderney ist ja überhaupt kein Problem, da fährt beinahe
stündlich ein Dampfer rüber. Aber nach Juist… Mein Sohn
arbeitete dort seit kurzem als Koch. Er benötigte noch
einige Sachen. Die sollte ich ihm vorbeibringen. Für mich
eine Gelegenheit, sein neues Umfeld ein wenig in
Augenschein zu nehmen. So löste ich ein Ticket für die
Fähre, und für die Rückreise buchte ich für den Abend einen
Platz in einem der regelmäßig verkehrenden kleinen Flieger.
Es war ein Herbsttag, Bilderbuchwetter, und neugierig set-
zte ich nach dem Anlegen des Schiffes zum ersten Mal im
Leben meinen Fuß auf die wunderschöne Insel. Mein Sohn
hatte sich einige Stunden frei genommen. Er zeigte mir
zunächst seine Wohnung und anschließend einige
Sehenswürdigkeiten der autofreien, ruhigen Insel. Dabei
vergingen die Stunden in Windeseile.
Gegen Abend – wir saßen gerade gemütlich am Strand in
einem Café – sagte mir plötzlich ein Blick auf die Uhr, dass
ich bereits in einer Dreiviertelstunde die Insel verlassen und
mit dem Flugzeug abheben müsste. Am Abend hatte ich
noch einen wichtigen Termin. Nachdem wir die Rechnung
beim Kellner beglichen hatten, waren 15 Minuten vergan-
gen. Also, auf zum Flugplatz! Es wäre möglich gewesen,
eine der dorthin fahrenden Pferdetaxen zu nehmen, ich
aber zog einen Fußmarsch vor. Mein Sohn begleitete mich.
„Juist ist wirklich wunderschön, zum Verlieben!“, ließ ich
meinen Sohn wissen. Die kleine gepflasterte Straße schlän-
gelte sich quer durch die Dünen, das Sonnenlicht übergoss
die Insel und wurde von den Wellen der Nordsee reflektiert.
„Ja, verliebt habe ich mich hier auch!“, offenbarte mir mein
Sohn mit einem Augenzwinkern. Bei meinem nächsten
Besuch würde ich sie kennenlernen, versprach er feierlich.
Plötzlich gab es noch so viel zu erzählen. Wir liefen stramm
weiter. Nach einiger Zeit fragte ich ihn, wie weit es denn
noch bis zum Flugplatz sei. Zu sehen war jedenfalls nichts
und in zehn Minuten sollte mein Flieger starten – der letzte
an diesem Tag. „Hinter der nächsten Kurve muss es sein,
aber ich selbst war auch noch nie da!“, gestand mein Junge
mir und schaute dabei auf seine Uhr. Von einem Moment
zum anderen fiel die Ruhe, die mich den ganzen Tag
umgeben hatte, von mir ab, und wir erhöhten das
Lauftempo. Immer schneller, bis wir schließlich rannten. In
weiter Ferne sahen wir ein Flugzeug landen. Schlagartig