Seite 113 - sommer-2011

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Inselgeschichten
tauchte. Auch gibt es keinen Beweis für die Annahme, er sei
auf Juist selbst entstanden, obwohl Oma Raß in ihren
Erzählungen behauptet, es habe ihn schon von jeher
gegeben. Mir scheint plausibler, dass er seinen Ursprung in
den Erfahrungen und Eindrücken, aber auch in der Fantasie
der Festländer hat. Für sie war die Insel früher ohne Zweifel
ein magischer Ort. Schon der Anblick des 8 bis 10 Km ent-
fernt liegenden Eilandes mit seinen leuchtend weißen
Dünen, die schwere Erreichbarkeit, eine permanente
Bedrohung durch Sturmfluten (Zerstörung von vier Kirchen
und Ortsteilen in 150 Jahren), Schiffsstrandungen und
Strandraub, das Pferdegestüt der Cirksenas,
Inselbewohner mit merkwürdigen Eigenschaften und
Verhaltensweisen ließen der Fantasie weiten Spielraum.
Und dann waren da die Seeleute, die beim Hochwinden des
Ankers ihren Reim sangen:
Wangeroog de Schoone
Spiekeroog de Gröne
Langeoog dat Botterfatt
Baltrum nöm wi Sandgatt
Nördernee dat Roverland
Juist dat is dat Töwerland
de Börk’mers melken Kohjen
un bruuken Schiet to Brand.
Ende des 19. Jahrhunderts interpretierte der berühmte
Juister Biologe Dr. Otto Leege (1862-1951) den Namen
Töwerland so:
„Ja, es ist ein Zauberland, dieses Juist. Zwar nicht im alten
Fabelsinne, aber zauberhaft schön ist es im Frühling, wenn
So lebten Viele noch um 1890 auf dem Töwerland