2007





Orkantief BRITTA schlug zu
In der Nacht vom 01. zum 02. November 2006 bescherte das Orkantief BRITTA der gesamten ostfriesischen Küste eine der schwersten Sturmfluten seit 100 Jahren. Auf Norderney stieg das Morgenhochwasser auf 2,55 m, in Bensersiel registrierte der Pegel 2,91 m und am Emssperrwerk wurde mit 3,91 m über dem mittleren Hochwasser ein Rekordwert erreicht.
Zunächst zog der Tiefdruckwirbel, aus der mittleren Nordsee kommend, Richtung Deutsche Bucht. Entgegen der Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes ließ die Windgeschwindigkeit jedoch nicht nach, sondern erreichte zum Zeitpunkt des Hochwassers gegen 06:00 Uhr seine volle Stärke. Von der Wetterstation auf Spiekeroog wurde eine Windgeschwindigkeit von 156 Km/h gemessen. Bei Wellenhöhen von 16 Metern kenterte ein niederländischer Seenot-Rettungskreuzer in der Emsmündung dreimal durch. Wie durch ein Wunder überlebte die Besatzung. Sie wurde später mit einem Hubschrauber geborgen.
Am Juister Hafen stand das Wasser bis zu den Sitzbänken an der Nordseite des Geländes. In Norddeich mussten mehrere Fahrzeuge von der überfluteten Mole abgeschleppt werden, im Osthafen stürzten zwei an Land liegende Sportboote um.







Schlimm erwischte es ein im Hafen von Neuharlingersiel liegendes, 26 Meter langes Landungsboot. Eine anbrandende Welle schob es über die Kaimauer auf eine angrenzende Wiese. Erst am 16. November konnte das Schiff mit einem Kran wieder flott gemacht werden.
An der Küste hielten die in den letzten Jahrzehnten verstärkten Deiche ohne Ausnahme. Auf den Inseln entstanden dagegen schwere Schäden an den Dünen, die von den aus fast nördlicher Richtung anbrandenden Wellen getroffen wurden. Auf Juist erlitt die Dünenkette vom westlichen Rand des Hammersees bis zur Bill die stärksten Abbrüche. Alle Aufbauarbeit der letzten Jahre, die durch regelmäßiges Stecken von Buschzäunen und Anpflanzung von Helm (Strandhafer) schöne Erfolge gebracht hatte, vernichtete die Sturmflut innerhalb weniger
Stunden.








Bis zu 50 Meter betrugen die Abbrüche an den Norddünen, die in den Tagen danach den Eindruck einer Steilküste machten.
Doch mit BRITTA war das „Sturmprogramm“ des Winters 2006/07 noch nicht zu Ende. Selten hat es eine so kurze Aufeinanderfolge von Tiefdruckwirbeln gegeben wie in den Monaten Dezember und Januar. Auf FRANZ, der für Juist eine Wasserhöhe von 1,91 m über MTHW brachte, folgte KYRILL, der unsere Insel relativ glimpflich davonkommen ließ, dem Festland jedoch umso größere Schäden bescherte, um nur die heftigsten Stürme zu nennen.
Es wird eines sehr großen Aufwandes an Geld, Zeit und Arbeit bedürfen, um die Schäden auszubessern. Dabei schwebt das Damoklesschwert weiterer Sturmfluten über dem Töwerland, das wie keine andere ostfriesische Insel eine nur schmale Dünenkette hat, die eines Tages wieder - wie 1651 - durchbrochen werden und das Eiland damit erneut zweigeteilt werden könnte.


Text und Foto: Hans Kolde