2007





Als 1907 das erste zentrale Wasserwerk hinter dem heutigen Alten Warmbad entstand, neigte sich die Zeit der Zisternen, Handpumpen und fast aller sonstigen, privat betriebenen Förderungsanlagen dem Ende zu. Der immer mehr anwachsende Gästestrom und steigende hygienische Anforderungen eines modernen Seebades machten die Investition der Inselgemeinde unausweichlich. Dabei stand bereits damals - wie auch heute noch - das Problem des unterschiedlichen Wasserbedarfs in den Sommersowie Frühjahrs-, Herbst- und Wintermonaten im Vordergrund. Auf die Spitzenversorgung während der Hochsaison mussten sämtliche technischen Anlagen wie: Brunnen, Förderpumpen, Aufbereitungssysteme und Rohrleitungsnetz ebenso zugeschnitten werden wie die gesamte Abwasserbeseitigung. Gegenwärtig beträgt der durchschnittliche Tagesverbrauch an Wasser auf Juist im Sommer ca. 1.600 m3, im Winter dagegen nur ca.300 m3.







Wie funktioniert nun die Wassergewinnung auf unserer Insel? Das im Untergrund vorhandene Süßwasser bildet sich aus den versickernden Niederschlägen. Der annähernd linsenförmige, 20 - 30 Meter starke Süßwasserkörper lagert oberhalb des generell salzhaltigen Grundwassers. Physikalische Gesetze, nach denen Salz- und Süßwasser unterschiedliche spezifische Gewichte aufweisen, sind hierfür verantwortlich.
Das Juister Trinkwasser hat eine leicht gelbliche Färbung. Diese ist zurückzuführen auf eine Humusschicht, die das einsickernde Regenwasser passieren muss, dabei Humin löst und mitnimmt. Dieser organische Stoff ist für die menschliche Gesundheit völlig ungefährlich. Man könnte ihn auf chemischem








Wege entfernen, doch dann hätte unser Trinkwasser seine Reinheit verloren.
Auf der Insel gibt es gegenwärtig 24 Brunnen an unterschiedlichen Stellen, von denen jeweils die Hälfte in Betrieb sind. Aus ihnen können täglich max. 4.000 m3 Wasser gewonnen werden. Filterrohre aus Kunststoff von 14 bis 18 Meter Länge und einem Durchmesser von 200 bis 300 Millimeter ragen in die Süßwasserlinse hinein. Sie haben am geschlossenen Boden einen Kiesfilter von ca. 3 Meter Höhe. Durch seitliche Öffnungen strömt das Grundwasser ein, wird durch eine Unterwasserpumpe an die Oberfläche gefördert und als Rohwasser in das Aufbereitungswerk im Ostdorf an der Karl-Wagner- Straße gepumpt. Dort wird es belüftet, über geschlossene Vorfilter geleitet, in denen Mangan und Eisen entzogen werden, in Kaskaden mit Reaktionsbecken nochmals belüftet und entgast und fließt dann in die Reinwasser -Vorratsbe- hälter, die -


    





einschließlich des 200 m3 Bassins im Wasserturm an der Strandpromenade - 1.200 m3 speichern können. Der obere Behälter im 16 m hohen Bauwerk sorgt übrigens für den Druckausgleich im Rohrnetz, während der untere als Löschwasserspeicher dient.
Zum Transport des Wassers zu den Verbrauchern ist ein 22 Kilometer langes Rohrleitungsnetz erforderlich, das sich vom Flugplatz bis zur Bill erstreckt. Es muss im Frühjahr regelmäßig entkeimt und gereinigt werden; ein aufwändiges, kostspieliges Verfahren, das jedoch durch die geringe Nutzung der gesamten Anlage von November bis April zwingend erforderlich ist.







Das Wasserwerk wird gemeinsam mit dem Hafen als wirtschaftlicher Eigenbetrieb der Inselgemeinde Juist geführt. Die heutige Anlage im Ostdorf an der Karl- Wagner-Straße entstand 1975 und wurde bereits mehrfach erweitert, um den steigenden Anforderungen genügen zu können. Sie wird mit elektrischer Energie betrieben, die über das Stromnetz bezogen wird. Sollte dieses einmal ausfallen, so übernimmt ein Dieselaggregat mit 340 PS Leistung und einem Stromgenerator die Versorgung aller Pumpen.
Den Wasserturm, von den Insulanern liebevoll DOORNKAATBUDDEL genannt, baute man 1927. Das alte Wasserwerk fiel 1980 der Spitzhacke zum Opfer. 2007 sind regelmäßig Besichtigungstage für das Wasserwerk geplant. Sie werden sowohl im STRANDLOOPER als auch durch Aushänge bekannt gemacht. Außerdem hat die Inselgemeinde eine Broschüre verfasst, in der die Geschichte der Trinkwasserversorgung auf Juist ausführlich dargestellt wird.


Text und Fotos: Hans Kolde