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durch Temperatur und Strömung des Wassers ver-
mochten sie ihren Standort zu bestimmen. Sonne
und Sterne halfen ihnen, die Himmelsrichtung fest-
zustellen. Nicht weniger wichtig war für sie die
Beobachtung markanter Punkte der Festlandsküste,
der Wind- und Wetterbedingungen und das
Verhalten von Tieren (z. B. Vogel- und Fischzüge).
In der Mitte des 13. Jahrhunderts treffen wir erstmals
auf schriftlich niedergelegte Segelanweisungen für
Schiffsrouten. Daraus entwickelten die Niederländer
dann ihre Segelhandbücher oder Leescaarts, von
denen sich ein Band von 1585 mit den ostfriesischen
Inseln befasst. Die Übersetzung des auf Juist bezoge-
nen Textes lautet: ....“Juist könnt ihr daran erkennen,
dass darauf eine Kirche mit dem Turm im Osten steht.
Die Mühle ist zusammengefallen...“. Diese Beschrei-
bungen wurden ergänzt durch sogenannte Vertoo-
nungen, das sind umrissartige Zeichnungen von
Küstenstrichen oder Inseln, die man im Vorbeisegeln
lediglich vermittels Kompass und geschätzter
Entfernung vom Deck eines schwankenden Schiffes
entwarf. Die projektionslosen rohen Skizzen ver-
mittelten aber trotz ihrer Primitivität bereits zahlrei-
che wichtige Einzelheiten und verwandten
Signaturen, die auch heute noch gültig sind.
Die Segelhandbücher blieben bis in das 17.
Jahrhundert hinein in Gebrauch, obwohl bereits zu
Beginn des 16. Jahrhunderts eine Reihe von
Versuchen zur Herstellung von Seekarten gemacht
wurden. Zu deren Aufbau fehlten damals vor allem
noch zwei wichtige Voraussetzungen: Einmal ver-
stand man es nicht, Winkel genau zu bestimmen.
Dies wurde erst möglich durch den im 18.
Jahrhundert vom Engländer Hadley entwickelten
Oktanten. Zum anderen mangelte es an zuverlässi-
gen Vermessungen der an die Nordsee grenzenden
Länder, insbesondere an genau bestimmten
Peilobjekten, auf die man eine Aufnahme des
Küstenvorfeldes hätte beziehen können.
Derartige, nach astronomischen Ortsbestimmungen
und systematischen Triangulierungen ausgerichtete
Landkarten wurden frühestens in der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts entworfen. Darauf aufbauend
entstanden dann erste wirklich brauchbare
Seekarten mit nautischen Hinweisen auf Fahrwasser,
Tiefenverhältnisse, Wattensande, Land- und
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