Inselgeschichten       15
DIE HECKE
Es war einmal:
Kein Inselhaus war ohne diesen Busch,
und andere Sträucher gabīs nicht in den Dörfern.
Nur hier und da ein Holunder, das war alles.
Im Schutz der Dünen duckten sich die Häuser
vor Wind und Sturm und Wasserflut.
Und an ihrer Südseite in den kleinen Gärten
erfreuen ein paar bunte Blumen
die ernsten Menschen in dieser Einsamkeit.
Die dichte Bocksdornhecke schließt sie
in vertraute Arme.
Hier haben sie Frieden vor Sandstaub und vor Sturm.
Der wilde, harte Busch allein, der kann hier wachsen
im weißen Sand, wo sonst nichts will gedeihen.
Eine andere Hecke hat hier nichts zu suchen.
Sie ist sehr dicht von tausend zähen Ranken
und manche Dornen sperren dir den Durchgang.
Die schmalen Blätter kann der Sturm nicht fassen,
darum kann kein Unwetter ihr schaden.
Bis in den Herbst an jedem Zweig viel blaue Blüten.
Danach ist alles voll von hellrotgelben Beeren.
Für kleine Vögel leckere Mahlzeit, wenn sie nicht
anderes finden.
Sie schaden nicht, wenn sie auch
ein wenig giftig sind
wie manche andere aus der gleichen Art.
Die Wurzeln haben große Kraft,
sie gehen durch Mauern bis nach innen.
Das ist der Nachteil, der sich nicht ändern lässt.
Für alte Insulaner bleibt er dennoch
der liebste Strauch
und keiner, der mit ihm aufgewachsen ist,
will auf ihn verzichten.
So war es einmal - die Zeiten ändern sich.
Das Alte geht unter und das Neue regiert die Welt!
In kurzer Zeit ist alles anders -
allein die See, die bleibt und auch die wilden Dünen.
Mag kommen, was will:
Sie passen sich der Zeit nicht an.
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