2004

In der Broschüre auf Seite 15

 
Wie aus einem alten, 230 Meter hohen Mann eine schöne, 50 cm hohe Nackte wurde

Der ehemalige Vorsitzende des Juister Heimatvereins Reiner Behrends sitzt am allerliebsten auf seinem Boot „Condor“ und segelt rund um Juist. Dort auf dem Wattenmeer kommen ihm die besten Ideen. So auch auf einem Segeltörn Ende der 80er Jahre, auf dem er wieder an Gott und die Juister Welt grübelte und auf einmal der Gedanke kam: Die Juister sollten sich zu ihrem 150jährigen Seebad-Jubiläum eine Skulptur schenken! Dank bemerkenswertem Engagement einiger Hoteliers und konkreten Vorstellungen der Initiatoren bezüglich des Aussehens wurde der Künstler mit einem Modellentwurf beauftragt. Die Badefrau, die in Gestalt der legendären Juister Badefrau Oma Rass entspricht, sollte einen alten Mann zum Meeresbade bringen. Aufgestellt werden sollte die 2,30 Meter hohe Figurengruppe im Januspark, geschaffen werden sollte sie vom Leeraner Bildhauer Karl Ludwig Böke. Dieser fand allerdings eine nackte, junge Frau statt eines badenden Greisen ungleich attraktiver, und trotz starker Befürchtungen von Behrends Seite wurde diese Idee von der Initiativgruppe ohne Einwand angenommen. Im Jahr der geplanten Realisierung stand jedoch der Bau des Juister Leuchtturmes mit dem historischen Memmertfeuer an, das „Badefrau“-Projekt wurde verschoben, das Modell in den Räumen der Kurverwaltung und in verschiedenen Hotels ausgestellt. 1995 verstarb der Bildhauer Karl Ludwig Böke, die Verwirklichung der Figurengruppe wurde wiederum vertagt. Erst der Arbeitskreis Kunst auf Juist unter Leitung des Museumsleiters Hans Kolde holte die „Badefrau“ wieder aus der Versenkung und beschloss, zumindest der ursprünglich als Modell gedachten kleineren Bronzeskulptur einen würdigen Platz zu verschaffen. Mit Hilfe der Jugendbildungsstätte Juist und der Juister Gemeinde wurde ein Sockel vor die Stufen des Historischen Warmbades gemauert, übrigens in unmittelbarer Nähe zu dem tatsächlichen Wohnhäusern der Badefrauen Oma Rass und Oma Wäcken. Trotz des Vandalismus, dem im vergangenen Jahr zwei Bronzeskulpturen an der Strandstraße zum Opfer fielen, habe man sich dazu entschlossen, für die ansehnliche Figurengruppe einen lebendigen Ort im Juister Inseldorf zu finden. So hat Reiner Behrends Segeltörn vor rund fünfzehn Jahren uns im Jahr 2004 um eine neue Attraktion reicher gemacht. Übrigens hat Behrends angekündigt, auch in diesem Sommer wieder viel auf „Condor“ unterwegs zu sein…