Wie aus einem
alten, 230 Meter hohen Mann eine schöne, 50 cm hohe Nackte wurde
Der ehemalige Vorsitzende
des Juister Heimatvereins Reiner Behrends sitzt am allerliebsten auf seinem
Boot „Condor“ und segelt rund um Juist. Dort auf dem Wattenmeer kommen
ihm die besten Ideen. So auch auf einem Segeltörn Ende der 80er Jahre,
auf dem er wieder an Gott und die Juister Welt grübelte und auf einmal
der Gedanke kam: Die Juister sollten sich zu ihrem 150jährigen Seebad-Jubiläum
eine Skulptur schenken! Dank bemerkenswertem Engagement einiger Hoteliers
und konkreten Vorstellungen der Initiatoren bezüglich des Aussehens
wurde der Künstler mit einem Modellentwurf beauftragt. Die Badefrau,
die in Gestalt der legendären Juister Badefrau Oma Rass entspricht,
sollte einen alten Mann zum Meeresbade bringen. Aufgestellt werden sollte
die 2,30 Meter hohe Figurengruppe im Januspark, geschaffen werden sollte
sie vom Leeraner Bildhauer Karl Ludwig Böke. Dieser fand allerdings
eine nackte, junge Frau statt eines badenden Greisen ungleich attraktiver,
und trotz starker Befürchtungen von Behrends Seite wurde diese Idee
von der Initiativgruppe ohne Einwand angenommen. Im Jahr der geplanten
Realisierung stand jedoch der Bau des Juister Leuchtturmes mit dem historischen
Memmertfeuer an, das „Badefrau“-Projekt wurde verschoben, das Modell in
den Räumen der Kurverwaltung und in verschiedenen Hotels ausgestellt.
1995 verstarb der Bildhauer Karl Ludwig Böke, die Verwirklichung der
Figurengruppe wurde wiederum vertagt. Erst der Arbeitskreis Kunst auf Juist
unter Leitung des Museumsleiters Hans Kolde holte die „Badefrau“ wieder
aus der Versenkung und beschloss, zumindest der ursprünglich als Modell
gedachten kleineren Bronzeskulptur einen würdigen Platz zu verschaffen.
Mit Hilfe der Jugendbildungsstätte Juist und der Juister Gemeinde
wurde ein Sockel vor die Stufen des Historischen Warmbades gemauert, übrigens
in unmittelbarer Nähe zu dem tatsächlichen Wohnhäusern der
Badefrauen Oma Rass und Oma Wäcken. Trotz des Vandalismus, dem im
vergangenen Jahr zwei Bronzeskulpturen an der Strandstraße zum Opfer
fielen, habe man sich dazu entschlossen, für die ansehnliche Figurengruppe
einen lebendigen Ort im Juister Inseldorf zu finden. So hat Reiner Behrends
Segeltörn vor rund fünfzehn Jahren uns im Jahr 2004 um eine neue
Attraktion reicher gemacht. Übrigens hat Behrends angekündigt,
auch in diesem Sommer wieder viel auf „Condor“ unterwegs zu sein… |