Meine Erlebnisse beim l. Töwerland-Music-Festival

Am 31. Mai 2000 fahre ich nach Juist. Morgen ist Himmelfahrt. Da ist es gut wenn man nicht mehr auf der Straße ist. Ich freue mich riesig auf ein geruhsames, langes Wochenende. Juist soll zwar voll werden, aber was macht's, die Insel ist groß genug. Außerdem im Hotel Friesenhof, bei Familie Peters, wohnt man gut, wird man verwöhnt. Meine Frau hat mir eine Lektüre eingepackt. „Spannend", sagt sie, „das können auch Erwachsene lesen." Auf dem Schiff durchwühle ich irritiert meine Tasche. Zum Vorschein kommt ein Harry Potter Band. Hoffentlich sieht keiner, dass ich im Kindesalter bin und lasse das Buch wieder verschwinden. Leseprobe heute Abend im Salon, hinter der Tageszeitung!
Der Empfang im Friesenhof ist herzlich, genussvoll das Abendessen. Juist ist doch schön; die frische Luft, diese Ruhe - herrlich. Am nächsten Tag füllt sich die Insel und auch unser Hotel. Doch mir geht es gut. Auch Freitag der 2. Juni ist ein guter Tag. Doch beim Abendessen stimmt etwas nicht. Das Essen ist wie immer gut, aber die gut geschulten Servicekräfte sind etwas nervös. Ich frage die nette Serviererin: „ Warum sind denn alle so aufgeregt". „Wegen des Konzertes, es fangt um 21.00 Uhr an" und „Haben Sie denn das Plakat nicht gelesen? Die Flower Street Jazzband aus Oldenburg. Gute Musik, Dixieland und so". Sie eilt von dannen. Um Gottes Willen Musik, ich will meine Ruhe. Warum müssen die Juister denn das nun ändern? Bestimmt dröhnen die Bässe im ganzen Haus. Mein schönes Wochenende zum Teufel. Doch plötzlich fällt mir ein: Das Buch „Heute ist mein bester Tag" oder so ähnlich. Hat mir ein Freund empfohlen. Gibt es im Hotel Papst. Ich eile zum Pabst-Hotel. Zum Glück ist Herr Papst da. Keiner soll auf die Idee kommen „Dieser Mann hat Probleme". Hans, den ich schon lange kenne, fragt auch nicht lange, holt das Buch, ich bezahle. Erschöpft sinke ich in einen Sessel und blättere. Sehr interessant: „Den gestrigen Tag vergessen, intensiv positiv denken und nichts für morgen planen“ Gerade wird mein Gehirn positiv aufgeladen, da bricht ein Heidenlärm los. Zehn Menschen, weiblich und männlich, mit großen, mittelgroßen und kleinen Trommeln, fangen vorm Hotel an zu spielen. Mein Gott, sind denn hier alle verrückt geworden? Die Juister fangen an zu spinnen! -
Aber seltsam, mein positives Gehirn lässt sich nicht mehr umpolen. Plötzlich spüre ich wie der Rhythmus in meine Glieder fährt und ehe ich es begriffen habe, bewege ich mich im Takt der Trommeln in Richtung Strandhalle. Dort angekommen, erwartet mich die nächste Überraschung. Es spielt eine Jazzband,die Seacats aus Ostfriesland. Die Strandhalle ist berstend voll, die Stimmung gut. Auf der Suche nach einem Platz entdecke ich ein rotes Plakat: l. Töwerland Music-Festival. Das ist ja eine Überraschung. Mein Gehirn sagt: „Eigentlich magst du doch Musik" und befiehlt „Schau was auf dem Plakat steht" und lese: Quinta-Feira, ein rhythmisches Feuerwerk, Seacats Jazzband in der Strandhalle, Gruppe Voltaire (Kuschelrock) im Kurhaus, Strong Bow (Irisch Folk) in der Welle, Triangel (Trio bodenständig mit plattdeutschen Texten) im Cafe' Pirola, Flower-Street-Jazzband im Friesenhof. Ein Glücksgefühl durchströmt mich und ich genieße die gute Musik in der Strandhalle. Natürlich besuche ich auch das Hotel Kurhaus, mit der kuscheligen Musik von der Gruppe Voltaire. Dann ab in die Welle, wo alles aus den Nähten platzt und der guten Musik der irisch-deutschen Band mit Michael Bockelmann, gehe noch mal in den Friesenhof, wo ich grinsend empfangen werde. Die Flower-Street-Jazzband begeistert mich. Und zum Schluss ins Pirola. Hier ist der Bär los. Triangel mit „ Leedern von güstern und morgen" Das Bier ist alle. Kein Problem auf Juist. Die Jungens von der Spelunke helfen aus. Nun ist es ratzfatz 2.00 Uhr geworden. Zufrieden gehe ich ins Bett. Positive Gedanken kreisen im nächtlichen Zimmer. „On the Sunnyside ofthe Street". Na klar, morgen ist Open-Air-Konzert, laut Plakat. Da scheint überall die Sonne. Im Traum erscheine ich als gefeierter Sänger auf dem Juister Kurplatz. Endlich bin ich am Ziel - meiner Träume.
Am nächsten Morgen, nach einem reichhaltigen Frühstück, schau ich im neuen Ratgeber nach dem Tagesspruch. Er lautet; „Trau dir heute alles zu.“ Hoffentlich merkt das keiner. Wohlgemut und selbstsicher steure ich den ersten Punkt an. OLB mit Seacats, Bierwagen mit Manni Bone und Bürgermeister Johann Wübben. Ein Bürgermeister der beim Music-Festival hilft, das lob ich mir. An der Südostecke vom Kurplatz die fleißige Familie Arend Janssen-Visser. Es gibt Bratwurst und gegenüber Eis. Auf die Frage nach einem Stück Brot zur Bratwurst antwortet der Junior pfiffig: „Ist schon in der Wurst" Gute Lösung.
Um 12.00 Uhr begrüßen die Initiatoren des l. Töwerland-Music-Festivals die Zuschauer, Zuhörer und die Akteure. Sie berichten, dass die gesamten Kosten der Veranstaltung von Sponsoren getragen werden, die sie anschließend nennen. Ich bin beeindruckt. Es folgt die offizielle Eröffnung des Festivals durch Gemeinde- und Kurdirektor Wederhake. Er bedankt sich bei den Initiatoren Klaus Rosenbohm und Dieter Brübach. Nun weiß ich endlich die Namen. Muss man sich merken.Vor dem National-Parkhaus ist eine Dino-Hüpfburg aufgestellt. Die Kinder sind begeistert. Eine Maskenbildnerin zaubert bunte Gesichter und nebenan gibt es Popkorn. Der Musikclown Paule Witzig hat eine riesige Kindertraube um sich versammelt. Man schaut in glückliche Gesichter. Ich geh mal weiter zu Brachts Biergarten. Dort ist die Irish-Folk-Gruppe platziert. Der tempramentvolle Bandleader Michael Bockelmann reißt alle mit. Dann taucht Quinta-Feira auf und bringt die Terrasse zum Kochen. Weiter ziehen wir gemeinsam die Strandstraße hinauf, vorbei am Friesenhof Openairrestaurant bis zur Pizzeria Säle Pepe. Hier gibt es einen Bierwagen mit Verzehrstand. Gegenüber spielt die Gruppe Voltaire, die sich auf einmal für alle unvermutet, mit Quinta-Feira zu einem Feuerwerk von Rhythmus, Melodie und Gesang vereinigt. Wahre Beifallsstürme brechen los. Am Rathaus steht natürlich Galt Noormann, mit seinen leckeren Fischbrötchen. Auch Uda und Kai Schönrock haben einen Stand mit hervorragender Fischsuppe im Angebot. Bei Pabst vorm Hotel ist gute Stimmung. Küche und Keller tischen auf vom Feinsten, aufgemischt von der lustigen Truppe Triangel. Als ich zum Kurplatz zurück kehre, spielt in der Muschel die Juister Band Strandgut, mit der Rockröhre Sandra Lüpkes. Eine Bereicherung der Juister Szene.
Wirklich ein schöner Tag. Doch irgendetwas fehlt. Ich komme ins Grübeln. Ah ja, der Musikverein Harmonia, mit dem netten Herrn Bockelmann, der plötzlich mit seinen Musikern von Strong-Bow vor der OLB auftaucht und zusammen mit der Flower-Street-Jazzband für ein tolles Abschlusskonzert sorgt. Klaus Rosenbohm und Dieter Brübach bedanken sich nochmals bei allen Teilnehmern und den Sponsoren. Das l. Töwerland-Music-Festival ist beendet.
„Heute ist mein bester Tag" sagt für den 04. Juni : „ Du bist einmalig." Darüber bin sehr froh. Harry Potter ruht selig in meiner Tasche. Trotzdem bin ich verzaubert - vom Töwerland-Music-Festival. Es wird Zeit zum Schiff zu gehen. Auch die Künstler verlassen die Insel. Ein separater Anhänger für das Gepäck und die Instrumente wurde von der Reederei extra zur Verfügung gestellt. Tschüss, Ihr lieben Juister. Ich komme im Sommer und im Herbst noch mal. Aufwiedersehen ganz bestimmt am 25. und 26. Mai 2001, da soll das ganze wiederholt werden. Harry Potter bleibt dann zu Hause, dafür kommt meine Luise mit. Und die, die brauch' ich nicht zu verstecken.Ein dankbarer Juist (Fan)-Urlauber
 
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