MEERESLEUCHTEN
 Nach warmen und windstillen Sommertagen im Juli oder August begegnen wir am Juister Strand bei nächtlichen Spaziergängen einem der wohl schönsten Phänomene am Meer: dem Meeresleuchten.

Obwohl es finstere Nacht ist, leuchten die Wellenkämme hell auf. Im Sand hinterlässt jeder Schritt eine grünlich schimmernde phosphoreszierende Spur. Wir werden aufmerksam und untersuchen die auslaufenden Wellen in der Brandungszone, plötzlich glitzern unsere Füße grüngolden. Mancher lässt sich vom Leuchten dazu hinreißen ein nächtliches Bad zu nehmen. Das ist wunderbar, wenn man ein guter Schwimmer ist und entsprechende umsichtig vorgeht. Unser ganzer Körper ist illuminiert. Andere Schwimmer sind an ihrem Leuchten unter Wasser zu erkennen. Überall funkelt und glitzert es wie der Sternenhimmel über uns. Hell erleuchtete Fische fliehen in Richtung offene See. Garnelen huschen beleuchtet am Grund hin und her. Jeder der so etwas schon einmal erlebt hat, wird begeistert sein . Allerdings gibt es diese Gelegenheit meist nur in wenigen Sommernächten des Jahres. 
Was bewirkt nun dieses geheimnisvolle Meeresleuchten?  Natürlich knipst Neptun in
diesen Nächten keine Glühbirnchen unter Wasser an. Vielmehr sind für dieses Geschehen winzig kleine einzellige Panzergeißeltierchen, sogenannte Dinoflagellaten, verantwortlich, die trotz ihres Namens eher zum Pflanzenreich zu rechnen sind. Dieses Plankton mit dem schönen Namen Noctiluca miliaris (lat.: Das Nachtlaternchen) ist auch als Glühwürmchen des Meeres bekannt. Die Einzeller leben in gallertigen Kolonien und sind zu bestimmten Zeiten so zahlreich, dass sie über 100 000 Zellen pro Liter Meerwasser bilden können. Das äußerst sich am Tage dann als rosa-schleimige Wasserpfützen in ruhigen Prielen. Werden die Algen in schwülwarmen Sommernächten, vorzugsweise bei Gewitterstimmung bewegt, strahlen sie des Nachts besonders intensiv. Die Organismen spalten dann bestimmte Stoffe mit zelleigenen Enzymen. Bei diesem energiezehrenden Prozess, wird das grünschimmernde "Kaltlicht" frei. Warum die Einzeller ihre Energie auf diese Weise verschwenden ist noch nicht bekannt. Anders als Glühwürmchen, jedenfalls nicht um einen Partner zur Fortpflanzung zu finden. Vielleicht ist es nur ein Geschenk der Natur, um uns im Urlaub glücklich zumachen?
 Lothar Koch

 
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