Sportboothafen
für Juist keine Utopie mehr

Die wohl wichtigste Endscheidung in der langen Geschichte des Segel-Klubs Juist wurde am 31. September 2000 auf einer außerordentlichen Hauptversammlung gefasst: Der SKJ will den in Planung befindlichen neuen Sportboothafen auf der Insel zukünftig betreiben. Er soll für rund 200 Liegeplätze ausgelegt werden, das Investitionsvolumen wird sich bei rund 2 Millionen Mark bewegen.
Vorsitzender Erich Hahn zeigte sich stolz und zufrieden mit diesem Ergebnis, das ohne Gegenstimmen und mir nur drei Enthaltungen zustande kam, denn jetzt seien endlich die Weichen gestellt, dass Juist als letzte oder Ostfriesischen Inseln endlich den Sportboothafen bekäme, der schon lange überfällig war.
Hoffnung auf den Bau eines neuen Yachthafens gab es in diesem Jahr, als die Reederei nämlich den Betreibervertrag für den Fährhafen zum 31. Dezember 2000 kündigte. Grund dafür sind die hohen Baggerkosten im Hafen, die die Norden-Frisia bisher alleine zu tragen hatte. Zum Bedauern der Inselvertreter wurde diesen aber in Hannover der Zahn gezogen, dass der Hafen vom Land Niedersachsen übernommen wird. Man will aber einen festen Titel im Landeshaushalt einzubringen, damit Baggerung und Unterhaltung des Hafens (man rechnet derzeit mit rund 300 000 DM jährlich) unabhängig von eventuellen Bedarfszuweisungen sichergestellt sind.
Das Niedersächsische Hafenamt Norden geht davon aus, dass sich der Schlickeintrag in das Hafenbecken verringern wird, wenn man den Hafen, der nie endgültig fertiggestellt wurde, nunmehr endlich zu Ende baut und zur Ostseite hin durch einen Damm und Spundwände absichert. Außerdem hält es das Land für wünschenswert, wenn als zusätzlichen Einnahmequelle (Wasserpacht) eine Sportboothafen integriert wird. Hier war man mit der Inselgemeinde einer Meinung, denn diese rechnet durch die auswärtigen Gastsegler mit Mehreinnahmen von Zwanzig- bis Dreißigtausend Mark beim Kurbeitrag. Deshalb will die Gemeinde sich auch an den Erstellungskosten des Schutzdammes beteiligen.
Als zukünftigen Träger wünschte sich die Gemeinde natürlich den ortsansässigen Wassersportverein, machte aber gleichzeitig klar, dass der Sportboothafen in jedem Fall käme und man sich sonst einen anderen Investor für den Betrieb einer kommerziellen Marina suchen müsse. Wochen liefen daher beim SKJ die Planungen durch den Vorstand und einem Hafenteam auf Hochtouren, mussten doch lnvestitions-, Finanzierungs- und Liquiditätspläne erarbeitet werden, die zukünftigen Kosten für die Hafenplätze der Klubmitglieder errechnet und der tatsächliche Bedarf ermittelt werden. Dem SKJ war dabei von vornherein klar, dass hohe Kosten auf den 1936 gegründeten Verein zukommen und man gewaltige finanzielle „Klimmzüge" anstellen muss, will man das Projekt verwirklichen. Auch jedem Bootseigner ist klar, dass man zukünftig mit erheblich höheren Liegegeldern zu rechnen hat.
Bereits im kommenden Jahr soll zusammen mit der DGzRS ein gemeinsames Gebäude am Hafen entstehen, in welches die Sanitäranlagen kommen. Ob der Hafenbau schon im kommenden Jahr oder erst 2002 durchgeführt wird, hängt davon ab, wann das Land Niedersachsen die Gelder für den Bau der Schutzgewerke an der Ostseite des Fährhafens zur Verfügung stellt. Rund 80 Bootseigner haben sich aber schon für einen Platz im neuen Yachthafen angemeldet. Im Oktober waren zudem bereits einige Vorstands- und andere Klubmitglieder zur Hamburger Bootsausstellung „Hanseboot", um dort die erforderlichen Steganlagen auszusuchen.
Die Geschichte der Juister Bootshäfen begann Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, es begann alles nur langsam und schrittweise. Es war aber so, dass man nach dem Bau des Bootshauses nicht mehr ausschließlich auf dem Watt auf Rede lag, denn es gab eine Zufahrtsrinne zum Bootshaus, wo man auch Boote festmachen konnten. (Damals gab es den heutigen Deich noch nicht, die Boote konnten bis an die Ostseite des Bootshauses fahren und wurden mittels einer Slipanlage in die Halle gezogen bzw. zu Wasser gelassen.). 
 1958 wurde dieses alten Hafenbecken ausgehoben, mit den Jahren wurde dieser kleine Schloot immer mehr verbessert und zu einem kleinen Hafen mit 22 Liegeplätzen ausgebaut. Die Uferkanten wurden ab 1964 mit Bongossimatten eingefasst, der Weg entlang der Liegeplätze gepflastert und eine Buhne als Schutz gegen Schwell gebaut. Alle Arbeiten führten die Wassersportler in Eigenleistung aus, maschinelles Baugerät stand damals kaum zur Verfügung. 1971 wurde mit dem Abschlussarbeiten des Hafens in seiner letzten Gestaltung und Ausdehnung begonnen. Mit der Deichbaumaßnahme Mitte der siebziger Jahres des vergangenen Jahrhunderts sollte der SKJ aber seinen kleinen Hafen direkt am Bootshaus aufgeben, denn das Vereinshaus würde zukünftig Binnendeichs stehen. Angedacht wurden damals verschiedene Projekte, angefangen von einer Deichschleuse zum bestehenden Hafen, einem Ersatzhafen oder der Möglichkeit, auf den schon damals im Gespräch befindlichen Versorgungshafen zu warten, um dort Liegeplätze zu schaffen. Im Januar 1977 wurde vom SKJ ein Hafenausschuss gegründet, in einer Fragebogenaktion im selben Jahr wurden die Bootseigner befragt, ob sie auch an einem Liegeplatz im neuen Fährhafen interessiert seien. Viele zeigten schon damals Interesse, aber die Mehrheit sprach sich erst einmal für einen Ersatzhafen aus, den das Land erstellten wollte.
Im Juni 1977 verließen die letzten Juister Boote den alten Hafen am Bootshaus, ein Abschied, der sichtlich schwer war. Ab Herbst 1977 wurden die Holzbohlen für die jetzige Hafenanlage gerammt, ein 73 m langes und 32 m breites Becken entstand am Ende des Sielauslaufes, der zur Entwässerung des neuen Zwischendeichgeländes dienen sollte. Das Becken wurde 10 m breiter als der alte Hafen, diese Mehrkosten hatte der Segel-Klub übernommen, damit konnte aber die Zahl der Liegeplätze auf immerhin 44 verdoppelt werden.
Ab 1978 wurde der neue Hafen genutzt und in den folgenden Jahren immer wieder verbessert, so konnte unter anderem 1980 ein eigener Kran (genannt „Magdalene") in Betrieb genommen werden. Die Bootseigner bekamen sogenannte 10Jahres-Verträge und musste ihr Liegegeld für diese Zeit im voraus entrichten, damit zahlte der SKJ die entstanden Mehrkosten beim Hafenbau.
Man war damals sehr stolz auf den neuen Hafen, aber dennoch: Die Zahl von 44 Liegeplätzen war nie ausreichend, hinzu kam die stetige Verschlickung, die nicht nur für eine stark eingeschränkte Nutzung nur während der Hochwasserzeit, sondern auch beachtliche Baggerkosten für den SKJ zur Folge hatte
Ein großes Ärgernis war auch das völlige Fehlen von Gastliegeplätzen für auswärtige Wassersportler. Im September 1984 wurde der neue Fährhafen fertiggestellt, allerdings nur als reiner Versorgungshafen. Mit der Reederei Norden-Frisia als Hafenbetreiber kam man schließlich überein, dass Sportboote dennoch an den Spundwänden der von der Reederei nicht benötigen Flächen anlegen durften. Aber es war ein gefährliches Liegen, es gab Probleme durch Seegang bei südlichen und östlichen Winden im Hafen, der Auf- und Abstieg über die Leitern der Kaimauern war ebenfalls eine haarige Angelegenheit, hier kamen bedauerlicherweise auch zwei Wassersportler zu Tode. So stand der Wunsch nach einem Yachthafen mit Schwimmsteganlage seit Jahren ganz oben, aber man wusste, erst wenn der große Hafen endgültig fertig gestellt ist, kann man mir einer Verwirklichung der Pläne rechnen. Es wird auch noch viel Arbeit auf den SKJ zukommen bis die ersten Boote am Schwimmsteg festmachen können. Aber es ist ein helle Silberstreif am Horizont zu sehen und wenn alle Beteiligten mit gutem Willen an einem Strang ziehen, dürfte ein der Nordseeinsel Juist angemessener und würdiger Yachthafen schon bald keine Utopie mehr sein.
Stefan Erdmann

Quellenverzeichnis:
Broschüre „50 Jahre Segel-Klub Juist e. V, " 
Karl-Heinz Girullat: „Die Geschichte des SKJ' Juist 1986.
Juister Jahrbuch „Seehund-Band 3 " Loog-Verlag Juist 1977, 
„Der Seehund blickt zurück' von Reinhild Bunk und Onno F. Fisser.
Juister Jahrbuch „ Seehund - Band 4 " Loog-Verlag Juist 1978,
„Das Juister Jahr " von Onno F. Fisser 
und
„Ein Seglerhafen wird versetzt“ von Gerda Rosenboom.
Unterlagen vom Segel-Klub Juist. 

HOME