Zum Thema
"Pferde auf Juist"
Es ist sicher etwas
Besonderes, einen Flecken Erde vom Autoverkehr weitgehend freizuhalten
und dabei ausschließlich auf das Pferd zu setzen. Neben aller
Romantik und Schönheit darf aber auch unser Urlauber nicht übersehen,
daß die Pferdehaltung ein Teil unseres insularen Wirtschaftssystems
ist. Die Pferde sind in allererster Linie "Arbeitsgeräte" -
um es mal drastisch auszudrücken, wir lnsulaner sehen im Pferd doch
zuerst den Partner im Arbeitsleben. So ist es für den Einheimischen
unverständlich, wenn sich einige Besucher unserer Insel erzürnen,
wenn ein Kutscher auf der Strandstraße in Richtung Kurhaus an der
Anhöhe schon mal die Peitsche schwingt. Aber an gleicher Stelle
wird gelacht bzw. gelächelt, wenn Herr R. Handschuh den Gepäckwagen
vom Pabsthotel, schwer beladen mit den Koffern der "Anreise" und noch einen
vollbeladenen Anhänger dahinter, '-die Düne hochwuchtet.
Ebenso unverständlich
ist die Ungeduld nach dem Ruf einer Pferdetaxe, alles braucht seine Zeit.
Auch die Tiere haben Ruhezeiten und ein Recht auf Feierabend - da mag kommen,
was will ...
Auch in die Sicherheit
der Fahrzeuge haben die Unternehmen in den letzten Jahrzehnten viel investiert.
Unfälle mit Verletzten oder sogar Toten gehören zu den absoluten
Ausnahmen.
Im Vergleich zur
Gesamtleistung darf man den Unternehmern ein positives Zeugnis ausstellen.
Die Arbeit mit Tieren,
und sicher im besonderen mit Pferden, bringt nicht nur Spaß.
Neben aller Ferienstimmung an einem Urlaubsort ist aber auch die wirtschaftliche
Seite der Pferdehaltung von großer Bedeutung. Da ist nicht
nur die Futterbereitstellung über 365 Tage im Jahr, damit verbunden
ist auch die Entsorgung des Pferdemistes. Nicht nur die Frage "wohin
damit" ist für jeden Pferdehalter zu regeln, auch sind da gleich wieder
die Betriebskosten, denn auf unserer Insel ist auch dies immer verbunden
mit Frachtkosten. Zur Fütterung kann pro Tag 1 Ballen Heu gerechnet
werden, dazu kommen leicht 10 kg Hafer. Der Hufschmied kommt auch
aus "Deutschland", denn alle vier Wochen müssen die Pferde neue"Schuhe"
haben. Für die Gesundheit der Tiere ist der Tierarzt fast jede
Woche auf der Insel. Unsere kleine Geschichte von den beiden Kaltblutpferden
"Vrech" und "Apollo" mag für dieses Thema als Beispiel stehen.
Es hilft vielleicht das Verständnis für die eine oder andere
Situation zu erklären. Die Zeit bekommt für den Urlauber
eine andere Bedeutung, eine andere Dimension - Sie sollten daraus Ihre
eigenen Schlüsse ziehen.
Rainer Behrends |