Kommunion
Wir feiern Kommunion,
eigentlich nichts ungewöhnliches, werden Sie meinen, aber hier auf
Juist ist das doch etwas Besonderes. Nicht etwa, weil es hier dafür
besondere insulare Regelungen gäbe, wie etwa Schnaps statt Wein oder
dergleichen. Nein, es gibt hier nur sehr wenige Katholiken, mit der Folge,
dass es auch nur wenige Kinder gibt, die das Heilige Sakrament der Kommunion
empfangen dürfen. So passiert es nur alle paar Jahre mal wieder, dass
ein Juister Kind zur Kommunion geht.
Die katholischen
Inselbewohner, es sind um die 150 bei 1600 Einwohnern, leben in der sogenannten
Diaspora. Das ist die Bezeichnung für eine religiöse Minderheit
und deren Situation. Gerade heute in einer Zeit, wo es auch für die
Kirche immer schwieriger wird, Menschen für die Arbeit eines Priesters
zu begeistern, haben es die Menschen in einer Diaspora besonders schwer.
Eine eigene Kirchengemeinde mit einem Pfarrer gibt es in ländlichen
Gegenden schon lange nicht mehr so selbstverständlich. Zusammenlegungen
von Kirchengemeinden, wo der Pfarrer an einem zentralen Ort sitzt und nur
zu bestimmten Zeiten die einzelnen Pfarrgemeinden besucht, sind gang und
gäbe. Ist diese Gemeinde dann auch noch auf einer Insel mit den Anbindungsschwierigkeiten
von Juist, dann müssen die Gemeindemitglieder auch schon mal länger
auf einen Priester verzichten. Dank unseres großen Gästeaufkommens
haben wir hier noch das Glück, das es Gastpriester gibt, die für
einen bestimmten Zeitraum auf die Insel geschickt werden.
Doch nun zurück
zur Kommunion, Pfarrer Hermann Krallmann war so nett, uns ein wenig
darüber zu erzählen. |
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Erstkommunion
in der Diaspora
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Eines der ersten
öffentlichen Feste im Leben eines katholischen Kindes ist die Feier
der Erstkommunion. Die ersten wichtigen Schritte in die Öffentlichkeit
sind gemacht. Die Kindergartenzeit ist abgeschlossen und der Schulalltag
mit seinen Herausforderungen fester Bestandteil des täglichen Lebens.
In diesem Alter - um das neunte Lebensjahr - spricht die Kirche die Kinder
und ihre Eltern an, an der tieferen Gemeinschaft mit Christus und der Gemeinde
in der Kommunion teilzunehmen. Ausdruck der innigsten Verbundenheit mit
Christus und der Kirche ist die Eucharistie, die Feier der Danksagung in
der Heiligen Messe.
Die Kinder
haben ganz selbstverständlich an den Gottesdiensten
der Gemeinde teilgenommen, seien es eigens gestaltete Kindergottesdienste
oder auch die sonntäglichen Gemeindegottesdienste.
Aber sie sind
noch nicht eingeladen, an den Tisch des Herrn zu treten und den Leib Christi
zu empfangen. Diese Teilnahme setzt den Glauben voraus, in dem dargereichten
Brot, den Herrn zu erkennen. Die Gemeinschaft der Glaubenden, die im Brot
das Geheimnis des Glaubens erkennt, ist sich in besonderer Weise wesentlich
verbunden.
Diese Verbundenheit
ist nicht auf Sympathie, gemeinsame Interessen oder persönlicher Annahme
begründet, sie ereignet sich ausschließlich aus dem Glauben
an den lebendigen und gegenwärtigen Jesus Christus in der Eucharistie.
Gerade der Christ
in der Diaspora, das meint „in der Zerstreuung", ist angewiesen auf eine
lebendige Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern im Glauben.
Katholischer Christ sein in der Diaspora bedeutet in erster Linie heute
nicht mehr unter einer Vielzahl von evangelischen Mitchristen
zu leben, sondern vielmehr unter Kirchenfremden
und Nichtchristen.Wenn sich der Glaube beim jungen Menschen in unserer
stark säkularisierten Zeit entwickeln und vertiefen soll, ist die
Hinführung zur Erstkommunion - zur ersten wesenhaften Gemeinschaft
mit dem Leib Christi - eine zentrale Aufgabe der Eltern als Fortführung
ihres Taufversprechens und der Mahl feiernden Gemeinde. Denn nur im Kontakt
mit dieser Gemeinde und durch die Feier des gemeinsamen eucharistischen
Mahles erfährt der Glaube Stärkung und Reife.
Weißes Kleid,
Kommunionkerze, Gäste und Geschenke werden jedem Erstkommunionkind
in Erinnerung bleiben. Die Freude dieses großen Tages wird sich bei
der Vielzahl der „Kommunionfeiern" nicht verschließen; sie wird sich
festigen und mit dem ganzen Leben verbinden. In welcher katholischen Messfeier,
in welchem Land und welcher Sprache ich auch dabei bin, die „Kommunion"
ermöglicht mir eine weltweite, persönliche intensive Gemeinschaft.
Text:
Hermann Krallmann Pfarrer |
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