Alf Depser
1899 – 1990
Alf Depser, am 23. März
1899 in Nürnberg geboren, wäre 1999 hundert Jahre alt geworden.
Er gilt als Altmeister der traditionellen Holzschnittkunst in Ostfriesland.
Depser begann schon früh zu zeichnen und besaß bereits als Vierzehnjähriger
sein erstes Skizzenbuch. Nach dem Besuch eines Technikums arbeitete er
zunächst zwei Jahre als Chemiker. Im Winter 1925 kam er zum ersten
Mal nach Ostfriesland, wo er unter dem Eindruck der großartigen Natur
wieder zu zeichnen begann. Freunde rieten ihm, sein Talent zu vervollkommnen.
Deshalb kehrte er 1926 nach Nürnberg zurück und trat in die Staatshochschule
für angewandte Kunst ein, wo er in seinem Lehrer Rudolf Schiestl den
ihm innerlich verwandten Meister fand. Seit 1929 als Freischaffender in
Ansbach tätig, zog es ihn in jedem Sommer wieder nach Ostfriesland.
In Norden lernte er die Familie Leege kennen und besuchte sie mehrmals
auf dem Memmert. Dabei entstand der Bilderzyklus „Memmert“, gemalt mit
Polychromos – Farben. 1937 wählte er Juist zu seiner ständigen
Bleibe und erwarb im Loog ein altes Insulanerhaus als Heimstatt
für die Familie
und Atelier für seine künstlerische Tätigkeit. Hier lebte
und arbeitete er bis zu seinem Tod am 2. März 1990. Den Maler und
Grafiker Alf Depser reizte stets aufs Neue die Darstellung der Marschen
hinter dem Deich, der Küstenorte, des Wattenmeeres und der ostfriesischen
Inseln. Ganz besonders aber faszinierten ihn die zum Teil noch aus dem
13. Jahrhundert stammenden Backsteinkirchen. Ihre Motive begannen seine
Skizzenbücher zu füllen und wurden zur Grundlage für etwa
90 Holzschnitte, die als Gesamtzyklus einmalig sind. Für seine künstlerische
Leistung verlieh ihm die „Ostfriesische Landschaft“ 1978 das Indigenat,
den Ehrenbürgerbrief. Alf Depser war Zeit seines Lebens ein Einzelgänger,
der es nicht liebte, daß man viel Aufhebens von ihm machte. Aber
wenn er, der die Natur seiner Wahlheimat ein halbes Jahrhundert lang beobachten
konnte, mit ansehen mußte, wie „hemmungsloser Fortschritt“ die Grundlage
unser aller Existenz immer stärker zu untergraben begann, dann zögerte
er nicht, mit mahnenden Worten an die Öffentlichkeit zu treten. Es
ist geplant, im Sommer 1999 eine Ausstellung mit Beispielen aus dem malerischen
und grafischen Kunstschaffen Alf Depsers zu zeigen.
Text und Fotos:
Hans Kolde |