Mobiler
Inselschutz
1898 -
1998
Anläßlich des einhundertjährigen
Jubiläums der Freiwilligen Feuerwehr Juist
gab der Loog Verlag ein
Inselbuch heraus,
daß eine Lücke
im Regal der Juistbücher schließt.
Den Machern dieses Jubiläumsbandes
gelang der Ausbruch aus der stereotypen Form üblicher Jubelbände,
die bis zum Brechen mit Werbung gefüllt sind und mit einer nicht enden
wollenden Liste erzlangweiliger Grußworte beginnen. Die Juister Freiwillige
Feuerwehr verzichtete auf die üblichen Jubiläumsrituale, wie
die Ausrichtung eines Kreisfeuerwehrverbandstages und anderer öffentlicher
Feierlichkeiten. Dafür machten sich einige Kameraden und der Feuerwehr
nahestehenden Menschen daran, das Wesen der Freiwilligen Feuerwehr allgemein
und spezifisch der Juister Wehr zu erforschen und zu dokumentieren.
.
Unter der Leitung eines Künstlers,
des Bildhauers Bernd Bunk, der selbst einmal als „Schwerer Atemschutzmann“
der Feuerwehr angehörte, begannen die Kameraden des Kommandos ein
Jahr vorher, über den Inhalt zu diskutieren und an ihren Beiträgen
zu arbeiten. Ein interessanter Prozeß von Bewußtseinsbildung
begann. Da wurden Fotos gesucht, nach Dokumenten in den Archiven der
Feuerwehr und der Gemeindeverwaltung geforscht, über viele Ereignisse
der Vergangenheit diskutiert, und versucht bestimmten Abläufen und
Auswirkungen auf die Spur zu kommen. Daß es in Vereinen und Einrichtungen
im Lauf ihrer Geschichte Krisen gibt, wird gern verdrängt und, obwohl
sie oft für die Sozialisation sehr förderlich sind, verschwiegen.
In einer ausführlichen Sozialgeschichte der Wehr ist hier viel Vergangenes
aufgearbeitet worden - auch die Zeiten des unseligen "Dritten Reiches".
Zukunftsperspektiven werden entwickelt, so auch die Bedeutung ehrenamtlicher
Tätigkeit für den einzelen Menschen und für die Gesellschaft.
Dabei wird die bedenkenswerte These aufgestellt: "Fachleute ehrenamtlicher
Betätigung sollten einmal ihrerseits prüfen, welche gesellschaftlichen
Aufgaben, die zur Zeit die Wirtschaft oder Verwaltung leisten, in die viel
effektiveren Hände ehrenamtlicher Einrichtungen gelegt werden könnten.
Ist es nicht sinnvoller, unser Zusammenleben in vielen Bereichen durch
"Brüderlichkeit" zu bestimmen, als durch konkurrierendes Gegeneinander?..."
Und ob die Freiwilligen Feuerwehren mit ihrer 100 bis 150 jährigen
Erfahrung dabei Vorbildcharakter haben könnten? Der Inselpastor macht
sich Gedanken darüber, warum einmal der Leitspruch "Gott zur Ehr,
dem nächsten zur Wehr" an hervorragender Stelle in den Satzungen verankert
war und heute ganz und gar aus dem Bewußtsein der Kameraden verschwunden
ist. Welchen Stellenwert die Feuerwehr im kulturellen Leben der Insel hatte
und hat, ist das Thema des Zugführers. "1000 Übungen und ein
Einsatz!" Ein Gruppenführer versucht Klarheit zu schaffen, über
Sinn und Ausführung von Übungen. Der Gerätewart und Maschinist
arbeitet die Technikgeschichte der Feuerwehr allgemein und die der Juister
im Besonderen auf. Es war eine schwierige,... ja manchmal zum Verzweifeln
schwierige Aufgabe für die Autoren, da sie sich größtenteils
zum ersten Mal in ihrem Leben schriftstellerisch betätigten. Nun,
im Hintergrund half manchmal eine pensionierte Lehrerin. Das Resultat jedoch
ist überzeugend und läßt manche Quälerei schnell vergessen.
Die Männer und Frauen der Juister Wehr haben das Gefühl, eine
wichtige Aufgabe für sich und für die Gemeinde geleistet zu haben.
Nebenbei ist zusätzlich ein interessantes Inselbuch entstanden. Denn
die Feuerwehr ist bei vielen Ereignissen präsent, die die Inselgeschichte
und die Biographie der Menschen prägen. Ob es eine Sturmflut ist,
die Menschen abberuft, wie 1962 den Pastor, und gleichzeitig unter dramatischen
Umständen einen kleinen Juister zur Welt kommen läßt, oder
wenn in kalten Wintern die Insel völlig vom Festland abgeschnitten
ist und aus der Luft versorgt werden muß. Wie tief die Freiwillige
Feuerwehr im sozialen und sogar wirtschaftlichen Leben auf der autolosen
Insel verankert ist, soll abschließend als kleine Leseprobe wiedergegeben
werden:
"... Und wieder wurde die
Feuerwehr zur Hilfeleistung bei Eisgang gerufen. Am 28. Dezember 1996 mußten
die Frisiaschiffe mit fast 1000 Menschen an Bord auf der Fahrt nach Juist
wegen der dichten Eismassen auf dem Juister Watt umkehren. Um den Gästen
dennoch den Silvesteraufenthalt auf Juist zu ermöglichen, entschloß
sich die Reederei, ihren Frachter "Frisia VII" als Anleger am Strand des
Kalfamer (Ostende der Insel) zu verankern. Dort legten die drei Fähren
nacheinander an; insgesamt 940 Gäste gelangten auf diesem Wege
auf die Insel. Die Feuerwehr übernahm mit ihren beiden Löschgruppenfahrzeugen
den Transport von ältern und gehbehinderten Personen".
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Bernd Bunk
erschienen im Loog Verlag
Preis 32,50 DM
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Jedes Exemplar ist einzeln
nummeriert im Zeitschriften- oder Buchhandel oder bei der Freiwilligen
Feuerwehr Juist erhältlich. |
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