Strandgut
.
Da liegen sie am Strand,
zugeweht von Sand, der feiner
als
Salz – Jahrtausend Muschelzeiten
gerieben – sie anfüllt
und ausfüllt.
Denn leer sind die Schneckenhäuschen
der
Wellhornschnecke, leer –
löchrig – wenn das
Meer sie bringt. Und doch
noch schön!
Gedreht mit kleinem Turm
– gewunden wie eine antike Säule, gefurcht, zart gerillt mit sich
überschichteten feinen
Platten.
Weiß und blau wie
der Himmel –
grau und braun gleich dem
Sand –
Das Alter kennt nur der
Wissenschaftler –
aber ihn fragen?
Alt, sehr alt – denn Schneckenhausjahre
sind Jahre, die wir nicht kennen, nicht zählen könnnen;
Schneckenhausjahre haben
andere Monde,
haben Sturmflutminuten und
Brandungsstunden –
zählen die Schreie
der Möwen mit
und den Puls der Gezeiten.
Schneckenhausjahre sind nie
unsere Jahre -,
sie tragen in ihren Jahresringen
–
perlmuttne` Erinnerungen,
die kein Mensch je erfährt.
Sie sind Chronik des Ewigen:
Kommen und gehen
Ein Gedicht
des Verfassers des Erzählbandes
"Im Jahr der
Wellhornschnecke"
Werner
H. Schönherr