Die Seehund-Apotheke

Urlaub auf Juist, da denkt man an Sonne, Wind und das Meer. Der Gast möchte sich erholen, neue Kräfte schöpfen. Entspannung und Gesundheit sind die Schlagworte, die eine Rolle spielen. Und doch gibt es Momente, da können wir diese Ziele nicht ohne fachmännische Hilfe erreichen. Neben den Ärzten hat die Apotheke dabei einen ganz wichtigen Stellenwert. Denn bei all unseren kleinen Zipperlein, für die einen Arzt nicht bemühen wollen, kommen wir zum Apotheker um seinen Rat einzuholen. Und so gibt es wohl kaum einen Gast, der die Seehundapotheke nicht kennt. Apotheken sind für uns heutzutage eine Selbstverständlichkeit geworden, wo wir ein und aus gehen, ohne uns über die vielen Besonderheiten bewußt zu werden. Eine ist die Schnelligkeit, mit der Medikamente heute besorgt werden können. Wir kommen am Morgen in die Apotheke und können am Abend unsere Medikamente abholen. Was uns heute als ganz normal erscheint, läßt uns nicht daran denken, welche große Logistik hinter unserem kleinen Wunsch stehen muß. Zweimal täglich wird unsere kleine Insel mit Medikamenten aus der Luft versorgt. Der Großhändler dafür sitzt in Oldenburg. Dort gehen die Bestellungen ein, werden verpackt und los geht die Reise. Zuerst kommen sie nach Emden, von dort geht es weiter mit dem Taxi nach Norddeich um dann mit dem Flugzeug auf Juist zu landen. Hier stehen schon die Kutschen bereit, um die wichtige Luftfracht sofort zur Apotheke zu bringen. Und das geschieht zweimal am Tage, um 9.00 und um 15.00 Uhr. Selbst Bestellungen, die bis 11.30 Uhr in der Apotheke eingehen, können so noch am selben Tag die Insel erreichen. Die Schnelligkeit an sich ist für Apotheken heute nichts besonderes mehr, aber hier auf Juist dürfen wir die schwierige Anbindung ans Festland nicht vergessen. Der Kostenaufwand ist für unsere Apotheke ein ganz immenser im Vergleich zu den Festlandsapotheken. Sollten Sie einmal statt mit dem Schiff, mit dem Flugzeug nach Juist übergesetzt haben, wissen sie wovon hier gesprochen wird. Ein anderer großer Unterschied zu den Apotheken am Festland ist die prozentuale Aufteilung des Umsatzes zwischen den Käufen auf Rezept und sogenannten Freiwahlverkäufen. Dominiert am Festland der Verkauf auf Rezept, so sind es auf Juist die Verkäufe zur freien Wahl, die mit sechzig Prozent Sommers wie Winters an der Spitze liegen. Und da ist es schon wichtig, das der Gast aus Bayern, der seine Erkältung mit dem gewohnten Schneckensirup bekämpfen will, dieses Präparat hier auch bekommen kann.  Wer unseren Apotheker kennt, der weiß, daß er selber ein begeisterter Flieger ist. Und so ist es nicht verwunderlich, daß er sich in dringenden Fällen selbst in die Maschine schwingt um das Medikament aus Oldenburg oder Emden zu besorgen. Es kann sogar schon einmal vorkommen, daß er den Patienten gleich mit einpackt um ihn im Emder Krankenhaus oder in der Augenklinik abzugeben. Seine besondere Vorliebe zu einer Fast-Food-Kette, die er bei solchen Flügen immer versucht auszunutzen, brachte ihn sogar mal in deren Hauszeitung. Beladen mit entsprechenden Warmhaltetüten kam er auf Juist mit seinem Flieger an und wurde dabei von einem Angestellten eben dieser Firma dabei beobachtet. Und so konnte in der Hauszeitung vermeldet werden, das dank eines fliegenden Apothekers nun auch die Versorgung von Juist gesichert sei.

 
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